Werner Berg, Christine Lavant
Lies unsere Zeichen 

Verlag Wallstein
 256 Seiten; 49,90 Euro

Die Gegenüberstellung der berührenden, leidenschaftlichen Lyrik Christine Lavants und der Bilder Werner Bergs veranschaulicht direkt den biografischen Bezug der so rätselhaft wirkenden Gedichte: Der Maler Werner Berg ist das in Liebe angesprochene und angeklagte Du.Beide Künstler waren augenblicklich einander verfallen, schon bald bis zum Zusammenbruch gefordert und fanden so in der Zeit ihrer schicksalshaft scheiternden Liebe zu Höhepunkten ihrer Kunst. Berg sah in der Dichterin mit den großen, schwermütigen Augen sein Frauenbild in idealer Weise verkörpert und wollte sie sogleich malen - ihre Porträts sind Glanzstücke seines Werkes. Dass der überaus gebildete und angesehene Maler ihr unverhohlen seine Zuneigung zeigte, überwältigte ihr lebenslang von Hunger nach Zuwendung geprägtes Empfinden. Es war der Beginn einer ein Jahr andauernden Amour fou und darauffolgenden drei Jahren verzweifelten Ringens um diese Liebe - bis zu Werner Bergs schwerem Suizidversuch und Christine Lavants nahezu vollständigem Verstummen als Dichterin 1955. Die hier ausgewählten Gedichte beziehen sich teils erstaunlich direkt, teils traumverschoben-assoziativ auf einzelne Bilder des Malers. Motivischer Hintergrund der Tragödie ist stets die beiden gemeinsame Welt des Dorfes.

 

 

Karl Kraus
Die letzten Tage der Menschheit

Verlag Jung & Jung
832 Seiten; 48,00 Euro

Die Menschheit im Vernichtungsrausch: ein Panorama des Schreckens, ein literarisches Fanal, Mahnmal und Monument.
Einem »Marstheater« hat Karl Kraus seine Weltkriegstragödie zugedacht - weil sie mit ihren über 200 Szenen nicht nur im Umfang über jede menschliche Vorstellung hinausgeht. Die Tragödie findet hier nicht nur auf dem Theater statt, sie ist eine Katastrophe von apokalyptischen Dimensionen. Der Krieg, gegen den Karl Kraus mit satirischem Furor und moralischer Beschämung Krieg geführt hat, endet hier nicht mit einem Frieden, denn: »Er hat sich nicht an der Oberfläche des Lebens abgespielt, sondern im Leben selbst gewütet. Die Front ist ins Hinterland hineingewachsen. Sie wird dort bleiben.« Und Kraus spürt ihrem Verlauf nach, in der Presse wie im Militärkommando, im Café wie am Schlachtfeld, und gestaltet aus Erfundenem wie Gefundenem ein großes Panorama des Schreckens.


Hugo Bettauer
Die Stadt ohne Juden

Verlag Milena
150 Seiten; 23,00 Euro

Hugo Bettauers bekanntester Roman, in dem er 1922 schilderte, wie sich Wien entwickeln würde, wenn alle Juden auswandern müssten. Er griff damit den in Wien immer offensiver zutage tretenden Antisemitismus auf, glaubte aber dennoch an ein friedliches Zusammenleben der Religionen.In Österreich kommen die Christlichsozialen an die Macht und Bundeskanzler Dr. Schwertfeger, ein fanatischer Antisemit, sieht sein Volk durch die Juden beherrscht. Er bringt in der Nationalversammlung ein Gesetz durch, das alle Juden bis zum Jahresende zur Auswanderung zwingt. Das Gesetz wird von der Bevölkerung begeistert aufgenommen - und die Juden müssen das Land verlassen. Doch schon nach kurzer Zeit stellt sich Ernüchterung ein. Das Kulturleben verarmt, in den Theatern werden nur noch Werke von Ludwig Ganghofer und Ludwig Anzengruber gespielt. Viele Kaffeehäuser stehen leer oder werden in Stehbierhallen umgebaut, wo heiße Würstchen verkauft werden, Wien "verdorft", alle laufen in Dirndlkleidern und Lodenanzügen herum.Nach einem anfänglichen Aufschwung geht es auch mit der Wirtschaft bergab, da der Handel stark zurückgegangen ist und sich in andere Städte verlagert hat. Inflation und Arbeitslosigkeit machen sich breit. Und sofort kippt die politischeStimmung wieder, denn die Wiener hatten sich doch erheblichen Wohlstand versprochen."Elend, Teuerung, Arbeitslosigkeit wuchsen, und die Führer waren in Verlegenheit, weil sie nicht wussten, wem sie die Schuld daran geben sollten." Bettauer zeigt auf scharfsichtige und wenig hoffnungsfrohe Weise, wie mitläuferisch und leicht manipulierbar der breite Teil der Bevölkerung ist und zu welchen Brutalitäten dieser Teil der Bevölkerung fähig ist, wenn man ihm in Aussicht stellt, bald selbst zu den "Privilegierten" gehören zu können.

 

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